FSJlerin aus dem Kreisarchiv Steinfurt stellt in der Euregio-Gesamtschule Rheine die Kurrentschrift vor.
Dass man im Archiv die Kurrentschrift lesen können muss, ist allen Archivarinnen und Archivaren bekannt. Denn bei der Arbeit mit Akten aus der Zeit vor der Schreibmaschine ist diese Fähigkeit notwendig. Doch Menschen, die wenig Berührungspunkte mit dem Archiv haben, ist häufig der Begriff „Kurrent“ schon ein Fremdwort. Dieser Tatsache wollte Nele Roskam, Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur (FSJ) im Kreisarchiv in Steinfurt, entgegenwirken. Unter dem Projekttitel „Kurrent meets Q2“ machte sie sich auf den Weg in die Euregio-Gesamtschule in Rheine. Hier wurde sie vom Geschichtskurs der 13. Klasse (Q2) und ihrem Lehrer Leonhard Plitt empfangen.
„Da Herr Plitt meinen eigenen Geschichts-Leistungskurs bis zum Abitur 2023 unterrichtet hat, habe ich mich sehr gefreut, als er auf mich zukam und vorschlug, von meinem FSJ im Archiv zu erzählen“, so Nele Roskam. „Die Idee mit dem Kurrentlesen kam dann von mir.“
Bevor der „Kurrent-Crashkurs“ startete, stellte die FSJlerin zunächst das Kreisarchiv vor. Dieses gehört zum Amt für Kultur, Tourismus und Heimatpflege des Kreises Steinfurt und hat die Aufgabe, die Entwicklung und Kultur des Kreises Steinfurt abzubilden. Auch ihr FSJ präsentierte sie kurz und beschrieb, welche Vorteile es hat: „Nachdem ich letztes Jahr mein Abitur gemacht habe, wusste ich noch nicht, was ich genau machen möchte. Ein FSJ gibt Zeit für die Orientierung und eignet sich perfekt dafür, die Arbeitswelt kennenzulernen.“ Ihre Aufgaben im Archiv riss die FSJlerin ebenfalls kurz an. Dazu gehören unter anderem Kurrent-Leseübungen. Und solch eine Leseübung führte sie nun mit dem Geschichtskurs durch.
Die Kurrent-Schrift entstand im 15. Jahrhundert. Mit der Einführung der Antiqua, also der Schriftart, die wir auch heute noch benutzen, entstand im deutschsprachigen Raum eine Zweischriftlichkeit: Hier wurden beide Schriftarten genutzt, obwohl in Europa die Antiqua durch den Buchdruck zum Standard wurde.
Für die Leseübung brachte Roskam einen Text über Apotheken, oder „Droguenhandlungen“, wie sie im Text genannt wurden, mit. Anhand eines in Kurrent geschriebenen Alphabets versuchten die Schülerinnen und Schüler dann, den Text zu „entschlüsseln“. Auch Geschichtslehrer Leonhard Plitt versuchte sich an der Übersetzung in die Antiqua-Schrift, gab allerdings zu: „Ich habe das seit meiner Masterarbeit vor fünf Jahren nicht mehr gemacht, da ist Nele jetzt sicher besser als ich.“
Am Ende hatten es alle Anwesenden geschafft, den Text über die „Droguenhandlungen“ zu lesen. „Am Anfang war ich verwundert, dass Archivarinnen und Archivare Leseübungen machen müssen. Aber jetzt verstehe ich, warum das notwendig ist“, erzählte die Teilnehmerin Meggy Schmidt und erfreute sich an ihrem persönlichen Lektüre-Erfolg.